Ein Mann liegt mit dem Kopf auf seinem Schreibtisch und macht sich Sorge.

Sorge oder Angst: Was ist der Unterschied?


 

Angst ist ein Gefühl, welches zu unserem Leben dazugehört. Es dient dir als Signal vor Gefahren. Bei 15 % der Bevölkerung entgleist die naturgegebene Reaktion und verwandelt sich in eine Angststörung. Häufig wird sie nicht erkannt, denn die Angst hat eine kleine Schwester: die Sorge. Doch was ist eigentlich der Unterschied zwischen sich Sorgen machen und Angst haben? Kannst du die beiden Zustände klar voneinander trennen? Machst du dir Sorgen, du könntest eine Angststörung haben? In diesem Artikel erfährst du 10 Unterschiede zwischen den Begrifflichkeiten Sorge oder Angst.

Nicht das Gleiche

Im Alltagsgebrauch werden die Begriffe Sorge und Angst gern synonym verwendet. Ein Beispiel: „Ich mache mir Sorgen, dass du dich beim Skifahren ernsthaft verletzt.“ Oder: „Ich habe Angst, dass du dich beim Skifahren ernsthaft verletzt.“ Die beiden Sätze scheinen das Gleiche auszusagen und tun es doch nicht – zumindest nicht für Psychologen und Psychologinnen und Psychiater und Psychiaterinnen. Das liegt daran, dass sich dahinter zwei sehr unterschiedliche psychische Zustände verbergen. Obwohl beide mit Gefühlen wie Unruhe und Besorgnis einhergehen, gibt es einen deutlichen Unterschied, wie Sorge und Angst wahrgenommen werden. Das hat wiederum Auswirkungen auf die emotionale und psychische Gesundheit.

Die 10 ultimativen Unterschiede zwischen Sorgen machen und Angst haben

Eine Frau sitzt vor dem Laptop und macht sich Sorge.

1. Angst ist eher körperlich, sich sorgen eher kopflastig

Bestimmte Gedanken in deinem Kopf führen dazu, dass du dir Sorgen machst. Angst hingegen ist instinktiver. Sie spürst du im ganzen Körper.

2. Sorgen sind spezifischer, Angst ist unklarer

Sorgen fokussieren sich auf eine bestimmte Besorgnis. So machst du dir vielleicht Sorgen, pünktlich zum Flughafen zu kommen, weil dein Taxi im Stau stand. Es gibt also eine konkrete Bedrohung: „Ich verpasse meinen Flug.“ Angst hingegen ist allgemeiner und diffuser. So kannst du beispielsweise Angst haben, zu reisen. Dabei konzentriert sich die Angst nicht auf eine konkrete Bedrohung, sondern du fühlst dich generell dabei sehr unwohl.

3. Sorge lässt sich klar definieren, Angst beinhaltet verbale Gedanken und mentale Bilder

Der Unterschied ist wichtig, denn gerade sehr emotionale Bilder im Kopf sowie bestimmte angstauslösende Gedankenmuster wirken sich deutlich stärker auf das Herz-Kreislauf-System aus als reine verbale Gedanken und damit Sorgen. Das ist auch einer der bedeutenden Gründe, warum du Angst in deinem ganzen Körper empfindest – Sorgen nicht.

4. Sorgen machen hilft der Problemlösung, Angst haben nicht

Sich Sorgen zu machen, kann dabei helfen, für ein Problem eine Lösung zu finden. Du suchst im Kopf nach Strategien, wie du eine Situation auflösen kannst. Bei der Angst ist das eine andere Sache. Sie dreht sich unaufhörlich in deinem Kopf und verbaut dir sogar die Möglichkeit, zu einer produktiven Lösung zu kommen. Es ist die diffuse Natur der Angst, die dir den Weg hin zur Problemlösung versperrt.

5. Sorgen bewirken schwache emotionale Belastungen, Angst kann eine schwere emotionale Belastung erzeugen

Angst nimmt deinen Körper ein. Sie ist mächtiger als eine Sorge und somit für dich störender. Zudem kann Angst dich in einen problematischen emotionalen Zustand bringen. Sorgen haben diese Kraft nicht.

6. Sorgen entstehen durch realistischere Befürchtungen als Ängste

Machst du dir Sorgen, hast du dafür einen konkreten Grund. So bist du vielleicht besorgt, durch die Prüfung gefallen zu sein, weil du nicht gelernt hast. Befürchtest du, die Prüfung nicht bestanden zu haben, weil dich der Prüfer am nächsten Tag auf dem Campus keines Blickes würdigt, wird eher von Angst gesprochen. Nur weil er dich nicht anschaut, heißt das nicht, du hättest die Prüfung nicht bestanden.

7. Sorgen sind kontrollierbarer, Angst deutlich weniger

Eine Familie sitzt auf der Couch und meditiert für weniger Sorge.

Sorgen lassen sich in der Regel besser kontrollieren, denn du kannst dich leichter auf die Problemlösung konzentrieren. Indem du das tust, fühlst du dich besser und die Sorgen werden kleiner. Bei Angst ist das etwas anderes. Da die Problemlösungsfähigkeiten reduziert sind, kannst du sie schwerer abschwächen und somit schwerer kontrollieren.

8. Sorgen sind vorübergehend, Angst ist beharrlicher

Wie bereits erwähnt, findest du für deine Sorgen in der Regel irgendeine Lösung. Dank der Lösung verschwinden auch die Sorgen. Bei der Angst ist das etwas anderes. Sie ist beharrlicher und kann dich über eine längere Zeit einnehmen. Darüber hinaus kann sie generalisiert sein. Das bedeutet: Du bist grundsätzlich ängstlich. Mal konzentriert sich die Angst auf deinen Gesundheitszustand, mal auf die Arbeit, mal auf die Kinder usw.

9. Sorgen lassen dich weiterhin funktionieren, Angst lähmt dich

Wenn du dir Sorgen machst, bist du trotzdem noch fähig, deinen Alltag zu meistern. Ja, vielleicht machst du dir Sorgen, was die Biopsie deines Muttermals hervorbringen wird. Du kannst aber weiterhin deiner Arbeit nachgehen. Bei Angst ist das etwas anderes. Sie lähmt dich so, dass deine Konzentrationsfähigkeit stark leidet und du dich von der Arbeit gestresst fühlst.

10. Angst kann eine psychische Störung sein, Sorgen hingegen nicht

Wie eingangs erwähnt, kann Angst ein lebensrettendes Gefühl sein. Verselbständigt sie sich jedoch und überschattet sie das komplette Leben, kann es sich um eine psychische Störung handeln. Eine Psychotherapie mit oder ohne Medikamente ist dann erforderlich, um wieder mehr Lebensqualität zu genießen.

Dein Humanoo Team