Reif für den Winterschlaf? Was der Übergang von Herbst zu Winter mit deinem Körper macht
Diesen Monat haben wir von Humanoo uns bewusst dem Thema #winterblues gewidmet. Einfach, weil wir es nicht leugnen können: Alles hat irgendwie diesen grauen Schleier. Das wirkt sich merklich auf uns und die Stimmung im Team aus.
Im letzten Blogartikel haben wir uns angeschaut, was es mit der Übergangszeit auf sich hat und welche Mythen und Abläufe in der Natur uns dabei helfen können, diese Zeit besser zu verstehen.
Heute möchten wir uns voll und ganz unserem Körper und Geist widmen.
Wie reagiert der Körper darauf, wenn ihm weniger Energie zur Verfügung steht und welche biochemischen Prozesse laufen dabei ab – ohne, dass es uns eigentlich bewusst ist?
Im letzten Artikel zum Thema #winterblues erfährst du dann praktische Tipps, wie du diese dunkle Jahreszeit gut überstehst und ausreichend für dich sorgst, um im Frühling in deine volle Kraft gehen zu können.
Licht als Quelle von Energie: Warum wir ohne Licht nicht leben können
Jedes Lebewesen braucht Licht, um wachsen und gedeihen zu können: Ob Bäume, Pflanzen, Tiere oder Menschen. Ein Überleben ohne Sonnenlicht ist also gar nicht möglich – deine Zimmerpflanzen sind ein guter Beweis hierfür.
Sonnenlicht hat einen entscheidenden Einfluss auf biochemische Prozesse in unserem Organismus. Es steuert beispielsweise unseren Schlaf-Wach-Rhythmus, weshalb wir schnell müde werden, wenn es dunkel wird und automatisch aufwachen möchten, wenn sich das Zimmer erhellt. Deshalb wird von Schlafforschern übrigens auch angeraten, dein Zimmer vor dem Schlafengehen gut abzudunkeln, damit du in die Tiefschlafphase kommst.
Lichteinstrahlung lässt sich physikalisch messen in der Einheit Lux. Hier zum Vergleich: An einem grauen, verregneten Wintertag liegen wir bei rund 3.500 Lux während ein heller Sommertag auf bis zu 100.000 (!) Lux kommt. Überlege nun einmal, welche Auswirkungen das auf deinen Körper hat.
Das Schlafhormon Melatonin regelt den Hormonhaushalt
Setzen wir unseren Körper im Herbst und Winter weniger Licht aus, beginnt er, vermehrt das Schlafhormon Melatonin auszuschütten. Zeitgleich wird so weniger von unserem Glückshormon, Serotonin, ausgeschüttet – dazu später mehr.
Du musst dich an dieser Stelle einmal in deinen Körper reindenken: Er befindet sich gerade in einer Übergangszeit, in der er viel weniger von dem Treibstoff bekommt, den er zum Leben dringend benötigt: Licht.
Er wird so also gezwungen, seine Prozesse umzustellen. Vor allem kann es in dieser Übergangszeit deshalb dazu kommen, dass man viel müder ist als sonst. Das wird von Ärzten und Ärztinnen schnell einmal als “Winterdepression” klassifiziert, obwohl der Körper einfach nur dabei ist, sich Schritt für Schritt umzugewöhnen.
Experten und Expertinnen sagen, dass der Organismus ca. zwei bis drei Kälteeinbrüche benötigt, um sich an diese Umstellung zu gewöhnen. Du kannst allerdings auch selbst nachhelfen, indem du darauf achtest, viel Zeit im Freien zu verbringen und deinem Körper ausreichend Licht zu gönnen.
Interessant ist auch, dass Frauen mit 55 Prozent sensibler auf die dunklen Tage reagieren als Männer und damit stärker den “Winterblues” verspüren.
Bei Männern sind es 46 Prozent. Insgesamt gaben aber 51 Prozent der Befragten an, dass sie unter Stimmungsschwankungen im Herbst leiden – zu diesen Ergebnissen kam eine YouGov-Umfrage.
Keine Einbildung: Warum wir an grauen Tagen mehr schlafen wollen
Der frühere Einbruch der Dunkelheit und die damit erhöhte Produktion von Melatonin hat natürlich Einfluss auf dein Schlafbedürfnis. Je kürzer die Tage desto mehr möchten wir uns unter der Bettdecke verstecken und am besten gar nicht mehr hervorkommen.
Macht ja auch Sinn, schließlich ist Dunkelheit für den Körper das Zeichen, ins Bett zu gehen. Überlege nur einmal, wie alte Völker, die über keine Elektrizität verfügten, damals lebten. Sie gingen relativ zügig nach Sonnenuntergang ins Bett und wachten mit dem Sonnenaufgang auf. Genau das versucht dir auch dein Körper an solchen Tagen zu vermitteln: Ab ins Bett!
Schlafforschende haben noch eine Hypothese: Durch die viele Dunkelheit könnte unsere innere Uhr quasi “verstellt” werden. Der Körper ist verwirrt und kann nicht mehr eindeutig unterscheiden, wann nun Tag und wann Nacht ist. Das könnte dazu führen, dass du in der Übergangszeit tagsüber nicht so richtig wach wirst und nachts nicht schlafen kannst. Auch hier kann Bewegung Abhilfe schaffen. Denn – wie wir jetzt gelernt haben – kannst du durch mehr Lichteinfluss die Ausschüttung von Melatonin runterfahren und dich dadurch automatisch weniger müde fühlen.
Es ist allerdings nie verkehrt, sich an grauen Herbsttagen auch einfach mehr Schlaf zu gönnen als in der Frühlings- oder Sommerzeit.
Serotonin: Unser Gehirn lebt eben auch in Jahreszeiten
Je müder wir werden desto weniger Serotonin produziert unser Körper, das ist das Hormon, das uns vor Freude in die Luft hüpfen lässt und uns glücklich macht.
Kanadische Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen haben einen Zusammenhang zwischen dem “Winterblues” und der Serotoninproduktion gefunden. Schließlich gilt ein Serotoninmangel im Gehirn oftmals als eine der Ursachen für die Diagnose “Depression”.
Als Ursachen werden in diesen Ergebnissen genannt:
- Vermehrte Nährstoffaufnahme
- Weniger zur Verfügung stehende Energie
- Mehr Müdigkeit
- Längere Schlafzeiten
Die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen fanden ein Protein, das sich abhängig von den Jahreszeiten verhält und sich auf unsere Stimmung auswirkt. Es wird vom Licht gesteuert und ist an dunklen Tagen mit wenig Lichteinstrahlung wesentlich aktiver als im Frühjahr oder Sommer.
Dieses Eiweißprotein ist in der Lage, das Glückshormon Serotonin zu transportieren und begleitet es im Herbst und Winter aus unserem Gehirn. Ergo: Unsere Stimmung ist viel tiefer als an lichtvollen Tagen und wir lassen öfter die Ohren hängen.
Gerade empfindlichen Menschen, die sehr fühlig sind, kann das natürlich besonders auf den Magen schlagen und sie melancholischer machen als andere. Auch hier ist die Lösung: Gönne dir so viel Licht wie nur möglich.
Vitamin D: Ohne Sonne keine gesunden Knochen und Immunsystem
Sonnenlicht ist zudem zuständig für die Produktion von Vitamin D. Das wiederum stärkt unsere Knochen, macht unsere Muskeln kräftiger und sorgt für ein gutes Immunsystem, was – wie wir wissen – vor allem in diesen Zeiten besonders wichtig ist.
Einige Studien bestätigen sogar, dass Vitamin D für unsere Herz-Kreislauf-Gesundheit essentiell ist und das Risiko schwer zu erkranken – beispielsweise an Diabetes oder Krebs – minimiert. Ein Mangel an Vitamin D wirkt sich so aus, dass du dich schlapp und antriebslos fühlst.
Die Krux ist allerdings, dass ja gerade dann, wenn die Tage schneller dunkel werden, es schwieriger wird, den Körper mit Vitamin D zu versorgen.
Auch hier sorgt viel Zeit an der frischen Luft für Abhilfe. Damit dein Körper das Vitamin D durch die Haut bestmöglich aufsaugen kann, kannst du dafür sorgen, dass die Sonnenstrahlen nicht nur dein Gesicht, sondern auch deine Unterarme oder Hals erreichen. Also einfach mal in der Sonne die Ärmel hochkrempeln oder den Schal abnehmen. Je mehr Haut von der Sonne angestrahlt wird desto mehr freut sich dein Vitamin-D-Haushalt.
Wenn das Gewicht im Herbst schwankt: Kein Grund zur Panik
Viele kriegen einen Schreck, wenn die Waage im Herbst plötzlich höhere Werte anzeigt. Doch, genau wie andere Abläufe im Organismus passt sich auch unser Gewicht saisonalen Umständen entsprechend an. Es ist im Grunde eine Folge aus veränderter Nahrungsaufnahme und weniger Bewegung durch höhere Melatoninproduktion, wie wir in diesem Artikel bereits gelernt haben.
Ist dir beispielsweise schon aufgefallen, dass man an warmen Sommertagen viel weniger Appetit verspürt als an grauen Herbsttagen?
Dadurch, dass uns mehr danach ist, uns in die warme Bettdecke einzukuscheln, gehen wir weniger raus als beispielsweise im Frühling oder im Sommer – automatisch schlafen wir mehr. Als Konsequenz verbrennen wir weniger Kalorien und daher kann das Gewicht in dieser Zeit schwanken.
Auch wirst du sicherlich festgestellt haben, dass dein Körper im Herbst und Winter öfter nach Kohlenhydraten verlangt als im übrigen Jahr. Hier haben Experten einen Zusammenhang zur oben beschrieben Serotoninproduktion hergestellt – unserem sogenannten “Glückshormon”. Denn: Die Zufuhr von Kohlenhydraten soll die Produktion von Serotonin ankurbeln und uns dadurch besser fühlen lassen.
Der Körper verlangt außerdem auch nach mehr Nahrung, weil er sich Fettreserven zulegen möchte, um deine Körpertemperatur auch dann auf einem gesunden Level zu halten, wenn die Temperatur draußen kälter wird. Ganz schön smart, oder?
Wenn die Waage also einmal ohne ersichtlichen Grund 0,5 bis 1 Kilogramm von deinem Idealgewicht abweicht, heißt es, nicht in Panik zu verfallen, sondern deinem Körper dafür zu danken, dass er gerade Prozesse in den Gang setzt, um gut für dich zu sorgen. In der Regel gleichen sich diese Gewichtsschwankungen nämlich spätestens im Frühjahr wieder aus.
Und, wie wirst du ab jetzt auf deinen Körper schauen?
Wir hoffen, dass wir dir mit diesem Artikel zeigen konnten, was dein Körper für ein Wunderwerk ist. Im Hintergrund – ohne, dass du es richtig merkst – laufen nämlich vor allem in dieser Übergangszeit viele Programme, die dir dabei helfen, stärker zu werden und die dunklen Tage zu überstehen.
Natürlich fühlt sich der Übergang von Winter zu Frühling oder Frühling zu Sommer immer leichter an. Es liegt eine Leichtigkeit in der Luft und wir merken, dass uns etwas ganz großartiges erwartet. Wir lösen uns aus der Dunkelheit und springen förmlich heraus, um das Licht der Welt zu erblicken. Die Natur macht gleicht mit, blüht auf und überall wird es bunt.
Der Wechsel von Sommer zu Herbst und Herbst zu Winter hat dagegen eine andere Reputation. Die hellen Tage gehen zu Ende und die Dunkelheit klopft an die Tür, die wir keinesfalls öffnen möchten. Tief im Inneren wissen wir, es wartet eine Zeit der Innenschau und des Rückzugs. Alles um uns herum wird grau und lässt seine Federn. Es melden sich Gefühle, die störend sind und auch der Körper macht irgendwie nicht mehr so mit, wie wir es gewöhnt sind.
Viele von uns erleben diesen Wechsel vollkommen unbewusst und sind dann natürlich umso mehr von den “Symptomen”, die er mit sich bringt, erschlagen.
Dabei kann es so schön sein, wenn man den Blick bewusst in sich hinein richtet und gleichzeitig das Außen betrachtet. Denn dann wird man schnell merken, dass das Außen oftmals ein Abbild unseres Inneren ist.
Das ist es, was uns dabei helfen kann, in die Perspektive des Betrachters/ der Betrachterin zu wechseln, unseren Organismus und Geist zu beobachten und ihn dafür zu schätzen, was er jedes Jahr aufs Neue für uns durchmacht.
Wir wünschen dir frohes Überwintern,
Dein Humanoo Team